
Wie sich die Bildungslandschaft in Enger langfristig verändert – und welche Herausforderungen jetzt angegangen werden müssen – Schulentwicklungsplan bis 2042 vorgestellt
Wie viele Kinder werden in den nächsten Jahren in Enger eingeschult? Wo wird es eng, wo braucht es neue Konzepte – und wie bereitet sich die Stadt auf den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung vor? Mit diesen Fragen hat sich der Ausschuss für Schule, Jugend und Sport in seiner letzten Sitzung intensiv beschäftigt. Vorgestellt wurde der aktualisierte Schulentwicklungsplan der Widukindstadt Enger – samt Ausblick bis ins Jahr 2042.
Die Planung stammt vom Bonner Büro „Schulentwicklungsplanung-Beratung“ und wurde von Dr. Kathrin Reinermann-Matatko präsentiert. Ihr Fazit: Enger ist grundsätzlich gut aufgestellt – doch gezielte Anpassungen sind nötig.
Im Zentrum der Betrachtung steht die Grundschule Enger-Mitte. Die aktuellen Geburtenzahlen und der Elternwille führen dazu, dass dort in den kommenden Jahren in einigen Jahrgängen vier Klassen gebildet werden müssen – in anderen drei. Fachlich spricht man von einer „3,5-Zügigkeit“. Um der Schwankung verlässlich zu begegnen, empfiehlt das Planungsbüro eine dauerhafte Vierzügigkeit. Das würde mehr Planungssicherheit schaffen – räumlich wie organisatorisch.
Die anderen drei Grundschulen – Belke-Steinbeck/Besenkamp, Westerenger sowie Oldinghausen/Pödinghausen – zeigen insgesamt stabile Zweizügigkeiten. Einzige Ausnahme: Für das Schuljahr 2029/2030 wird für Oldinghausen/Pödinghausen aufgrund eines geburtenschwachen Jahrgangs eine Einzügigkeit prognostiziert.
Realschule und Gymnasium an der Kapazitätsgrenze
Auch die beiden weiterführenden Schulen, die Städtische Realschule und das Widukind-Gymnasium, entwickeln sich stabil – derzeit mit jeweils fünf Zügen. Allerdings stoßen beide Schulen in einzelnen Jahrgängen an ihre Kapazitätsgrenzen. In Jahren mit besonders vielen Anmeldungen könnte es passieren, dass Kinder aus umliegenden Kommunen abgewiesen werden müssen – insbesondere, wenn in deren Heimatorten dieselbe Schulform angeboten wird.
Schulleiter Dr. Ulrich Henselmeyer äußerte sich dazu im Ausschuss deutlich: „Die Anmeldezahlen sind für uns eine große Herausforderung. Es wird langfristig keine Alternative sein, Kinder aus Herford oder Bielefeld abzuweisen.“ Er plädiert für eine perspektivische Ausweitung auf sechs Züge.
Ganztagsbetreuung: Der Druck steigt
Besonders dringlich wird die Entwicklung der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen. Ab dem Schuljahr 2026/2027 haben Eltern bundesweit einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für ihr Kind – und schon heute liegt der Bedarf in Enger bei rund 56 %, Tendenz steigend. Die Prognose des Planungsbüros geht von 70 bis 75 % aus.
Die Stadt Enger bereitet sich darauf vor: In enger Abstimmung mit den Schulleitungen sollen vorhandene Räume multifunktional genutzt werden. Auch bauliche Maßnahmen sind angedacht – zum Beispiel an der Grundschule Belke-Steinbeck/Besenkamp. Dort wurde bei der Bezirksregierung Detmold bereits ein Antrag zur Erweiterung der Mensa gestellt. Eine Entscheidung steht noch aus.
Inklusion
Im Bereich Inklusion zeigt sich ein stabiles Bild: Der Anteil von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf liegt bei den Grundschulen derzeit bei 2,6 %, an der Realschule bei 1,5 %. Laut Planungsbüro ist in diesem Bereich ohne gesetzliche Änderungen kein deutlicher Anstieg zu erwarten. Seit 2016 werden entsprechende Verfahren (AOSF) fast ausschließlich von Eltern initiiert.
Ein Plan mit Blick für Details – und für die Zukunft
Der vorgestellte Schulentwicklungsplan gibt eine umfassende Einschätzung zur demografischen Entwicklung, zu Kapazitäten, Bedarfen und Chancen – auf über 15 Jahre hinweg. Der Ausschuss für Schule, Jugend und Sport hat dem Entwurf bereits einstimmig zugestimmt. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat der Stadt Enger am 10. Juli.
Von Jana Göb