„Lämmchen“ zieht um: Das kleine Flaschenlamm hat einen neues Zuhause

Manchmal schreibt das Leben die schönsten Fortsetzungen – und manchmal kommt man selbst mitten hinein. Ihr erinnert euch bestimmt noch an „Lämmchen“, das kleine Flaschenlamm vom Hof Möller an der Wertherstraße. Damals erzählte ich, wie Henning Möller das schwächere der beiden Zwillingslämmer liebevoll mit der Hand großzog, weil die Mutter nur eine Zitze wirklich zum Säugen frei hatte. Ein Flaschenkind, das den ganzen Hof zusammenblökte, wenn die Milch nicht pünktlich kam und fröhlich mit dem Schwanz wedelte.

Schon nach dieser ersten Geschichte war klar: Dieses Lamm bölkt sich in jedes Herz. BesucherInnen auf dem Hof sagten nach der Berichterstattung immer wieder zu Henning Möller: „Das könnt ihr doch nicht schlachten – nicht Lämmchen!“ Und tatsächlich dachte der Landwirt darüber nach, „Lämmchen“ als Zuchtschaf zu behalten. Doch daraus wurde nichts. Nach dem Absetzen der Milch nahm „Lämmchen“ nicht genug zu, blieb zierlich und klein – für die Zucht ungeeignet.

Ich war seit der ersten Sekunde richtig verliebt in das kleine braune Flaschenlamm. Ich erinnere mich, wie ich Henning Möller sagte: „Falls du irgendwann nicht wissen solltest, wohin mit ihr – ich würde sie wohl nehmen.“ Und einige Monate später klingelte tatsächlich mein Telefon. Am anderen Ende Henning Möller: „Jana, willst du Lämmchen nicht in deine Herde aufnehmen?“

Denn ja – bei mir am Haus gibt es eine kleine Schafherde. Jeden Sommer ziehen Tiere vom Gnadenhof in Hiddenhausen bei mir ein und grasen die Weiden vor dem Haus ab. Im Winter gehen sie zurück zum Hof, aber für ein paar Monate gehört die Wiese ihnen allein. Eine win-win-Situation, bei der die Schafe frisches Gras bekommen und ich das wunderbare Schauspiel einer Herde direkt vor meiner Haustür genießen darf.

Und so spannte ich den Hänger an, fuhr zum Hof Möller und holte „Lämmchen“ ab. Ein bisschen aufgeregt war sie schon, das kleine Flaschenkind, aber erstaunlich brav lies sie sich von Hennig Möller in den Hänger tragen. Zuhause angekommen, stand sie erst kurz unsicher da, dann trabte sie los – direkt hinein in ihre neue Herde. Und nicht allein: Zwei weitere Schafe vom Gnadenhof, die ich ebenfalls dauerhaft übernommen habe, wurden schnell zu Lämmchens Freunden. Nun sind die drei ein kleines Team das ganze Jahr über – und Lämmchen darf bleiben. Für immer. Kein Schlachttermin und kein Hänger in den Schlachthof. Stattdessen eine Wiese, eine Herde und ein Zuhause, das nicht nur für eine Saison gedacht ist.

Für mich ist es das perfekte Happy End: Aus einer kleinen niedlichen Hofgeschichte wurde eine große Herzensgeschichte. Und wenn ich heute aus dem Fenster schaue und „Lämmchen“ friedlich grasen sehe, dann weiß ich: Manche Geschichten schreibt man nicht einfach nur auf.

Jana Göb & Lämmchen

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