
Es riecht nach Erde, Kuchen und Zukunft: Am Samstag, 10. Mai 2025, verwandelt sich das Bürgerbad Lenzinghausen in Spenge – oder besser gesagt: dessen Baustelle – in einen grünen Marktplatz der guten Ideen. Zwischen Kran, Füllsandberg und ersten verlegten Rohren wächst hier nicht nur das neue Lenzibad, sondern auch eine große Portion Gemeinschaftsgefühl.
Denn: Es ist Pflanzentauschbörse! Das heißt: Tomaten gegen Trommelstöcke, Kürbis gegen Schmuckkörbchen, Staude gegen netten Schnack. Wer etwas übrig hat, bringt`s mit. Wer etwas sucht, findet’s. Und wer einfach nur schauen will, bekommt Wildblumen satt – zum Kaufen, Tauschen oder Verschenken. Mit dabei: der Obst- und Gartenbauverein Lenzinghausen, die NABU mit heimischen Wildstauden, Ablegern und alten Sorten, wie man sie im Baumarkt vergeblich sucht. Und: jede Menge Gespräche unter Gleichgesinnten, bei denen es ganz unweigerlich um Dinge geht wie Sonnenstunden, Schneckenplagen und die Frage: „Hast du mal probiert, Ringelblumen neben den Brokkoli zu setzen?“
Während die Erwachsenen fachsimpeln, dürfen die Kinder graben, gießen, pikieren – oder einfach in den Sandbergen spielen, wo sonst mal Bahnen gezogen werden sollen. Mit der Obst- und Gartenbauverein Lenzinghausen bauen sie kleine Treibhäuser, säen erste Pflanzen oder rösten mit Naturpädagogin Hang Trautmann Stockbrot über der Feuerschale.
Kulinarisch? Natürlich hausgemacht: Die Landfrauen backen Kuchen, das FBI Lenzinghausen versorgt hungrige Hobbygärtnerinnen mit Bratwurst und Co. Dazu spielt das Frauen-Duo Fortezza aus Bünde – gesponsert von Familie Sommer, die nicht nur Musikgeschmack, sondern auch ein Herz fürs Lenzibad hat. Und genau darum geht’s an diesem Tag: Um Unterstützung. Um Mut machen. Um einen Ort, der mehr ist als ein Schwimmbad.
Denn während Kinder toben und Pflanzen getauscht werden, läuft im Hintergrund die Sanierung des Bades weiter – samt Crowdfunding-Aktion der Volksbank-Stiftung, Spendenbox vor Ort und der Nachricht, dass die Kosten um 50.000 Euro gestiegen sind. Grund: Die alte offene Rinne muss zur geschlossenen Wiesbadener Rinne werden. Teurer, aber besser. Wenn das Wetter mitspielt, könnte das Lenzibad trotzdem noch dieses Jahr eröffnen – was man sich beim Anblick des Krans kaum vorstellen kann, aber: Hoffnung ist wie eine Wildstaude. Man muss sie nur setzen.
Keramik-Künstlerin Karin Kusenberg und Schmuckmacher Ulrich Trumpa aus Spenge zeigen, dass Handwerk auch Pflanzennachbar sein kann – und dass dieses Fest mehr ist als ein Markt. Es ist ein liebevolles Pflänzchen inmitten von Beton, Sand und Zukunftsplänen.
Von Jana Göb