
Wenn man das erste Mal von einem „Bufdi“ hört, könnte man meinen, es handele sich um eine neue Kaffeespezialität bei Starbucks oder ein seltenes Pokémon. Tatsächlich aber steckt dahinter eine ziemlich sinnvolle Idee – und eine 19-Jährige mit einem eigenen Schreibtisch mitten in Enger.
Bufdi – was ist das überhaupt?
Bufdi ist die liebevolle Abkürzung für Menschen im Bundesfreiwilligendienst – also für junge (und auch nicht mehr ganz so junge) Leute, die sich nach der Schule oder in einer anderen Lebensphase entscheiden: Ich will was Sinnvolles tun. So richtig mit Menschen, Verantwortung und allem Drum und Dran. Manche landen in Schulen oder Krankenhäusern, andere in Altenpflegeeinrichtungen oder Jugendzentren. Und dann gibt’s Paula Isabel Rürup – sie ist seit August letzten Jahres Buftine im Haus der Kulturen (HdK) in Enger. Und das mit Herz, Humor und Hingabe.
Zwischen Canva-Know-how und Salzteiganhängern
Paula sitzt in einem kleinen Büro, das sie sich mit Kolleg*innen teilt, hat aber ihren eigenen Schreibtisch. „Das fühlt sich manchmal schon sehr erwachsen an“, sagt sie und lacht. Sie hat 2023 ihr Abi gemacht und wusste: erstmal keine Vorlesungssäle, sondern lieber Praxis. Also bewarb sie sich im Februar beim HdK – mit Erfolg.
Seitdem ist sie irgendwie Mädchen für alles – und gleichzeitig genau das nicht. Sie betreut Gruppen, hilft beim Schreiben von Bewerbungen und Lebensläufen (Excel und Canva? Kein Problem für Paula!), macht Büroarbeit und übernimmt Verantwortung. Besonders gerne betreut sie montags das Frauencafé. „Da kann ich ganz viel selbst mitgestalten“, sagt sie. Von Salzteiganhängern basteln über Rathausbesuche bis hin zur gemeinsamen Bürgerbusfahrt zum Kennenlernen – Paula plant, organisiert, macht mit. Und wächst mit jeder Aufgabe ein Stück mehr.
„Man kann mehr erreichen, als man denkt“
Drei Wochen lang wurde sie von ihrem Vorgänger eingearbeitet, inzwischen schmeißt sie vieles alleine. Auch das Familientreffen hat sie zeitweise übernommen. Ihr Arbeitspensum? 39 Stunden die Woche, etwa 300 Euro monatlich – und ein Erfahrungsschatz, den kein Studiengang ersetzen kann. Denn nicht nur für die Studienplatzvergabe zählt dieses Jahr: Auch für Paula persönlich war es ein Volltreffer. „Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ein sozialer Beruf das Richtige für mich ist – die Arbeit mit Menschen macht mir unglaublich viel Spaß“, sagt sie.
Was man mitbringen muss, um Bufti zu sein?
Paula überlegt nicht lange: „Empathie und Verständnis. Alles andere kann man lernen.“ Und noch was: keine Schubladen im Kopf. Wer sich für andere Menschen interessiert, offen ist und neugierig bleibt, ist hier genau richtig.
Abschied mit Perspektive
Im August endet Paulas Zeit im HdK. Dann wird eine neue Bufdine oder ein neuer Bufdi gesucht – jemand, der oder die Lust hat, sich einzubringen, mitzugestalten und ein Jahr lang über sich hinauszuwachsen. Für Paula geht’s danach ins Studium – in die soziale Richtung, logisch. Ihr Fazit: „Ich hätte nie gedacht, wie viel man in einem Jahr verändern kann – wenn man gemeinsam mit den Menschen etwas bewegt.“
Paula lacht herzlich und weiß, sie geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn sie hat die Menschen im Haus der Kulturen in ihr Herz geschlossen. So wie ein richtiger Bufdi eben.
Von Jana Göb