
Ein Abend voller Musik, Menschen und Mitfahrgelegenheiten
Ein Samstagabend, wie man ihn sich wünscht: warm, lebendig, ein bisschen wild – und mittendrin eine Bimmelbahn voller singender Menschen. Die zweite Kneipennacht in Enger und Spenge war ein voller Erfolg. Und das trotz – oder vielleicht sogar wegen – eines kurzen Regenschauers, der dem Ganzen einen extra Schuss Sommerdramaturgie verlieh.
Auf „Schienen“ und Rädern durchs Vergnügen
Wer an diesem Abend unterwegs war, begegnete ihr unweigerlich: der Moorhof-Express, liebevoll umfunktionierte Bimmelbahn mit Partypotenzial. Gemeinsam mit einem offenen, aber überdachten Planwagen pendelte sie im Halbstundentakt zwischen Blücherplatz in Spenge und Mathildenstraße in Enger, hielt an insgesamt vier Stationen – und wurde dabei nicht nur zum Fortbewegungsmittel, sondern zur rollenden Vorkneipe. Die ersten Lieder wurden hier angestimmt, die ersten Getränke geöffnet, fremde Sitznachbarn zu Partybekanntschaften.
Das Wetter an diesem Abend? Eine kleine Dramaturgie für sich. Bei hochsommerlichen Temperaturen startete die Kneipennacht mit Sonnenbrille, Schweißperlen und Aperol – bis sich gegen 21 Uhr der Himmel zuzog und ein kurzer, kräftiger Schauer über Enger und Spenge hinwegzog. Doch statt Abbruch bedeutete der Regen Aufbruch: Die Gäste flüchteten lachend in die Kneipen, rückten enger zusammen – und die überdachten Shuttlefahrzeuge wurden zur trockenen Zuflucht mit bester Aussicht. Wer im Planwagen saß, sang einfach lauter, und in der Bimmelbahn wurde munter weitergefeiert. Der Regen kühlte die Luft, nicht die Stimmung – die war nach dem Schauer sogar noch ein kleines bisschen besser.
Spenge: Volles Haus, volles Programm
Spenge zeigte sich von seiner feierfreudigen Seite: Im „Eishörnchen“ war DJ Al kaum zu bremsen – genau wie die Gäste, die den gesamten Bürgersteig kurzerhand zur Tanzfläche erklärten. Wer durchkommen wollte, musste mittanzen – oder warten, bis die Beats einen durch die Menge trugen.
In der Kultkneipe „Alter Hut“ spielten Thomas & David aus Göteborg ihre ganz persönliche Setlist aus Rock- und Popsongs der letzten Jahrzehnte – charmant, interaktiv und mit dem gewissen skandinavischen Groove.
Im „Nobis“ lieferten von den Helden eine musikalische Glanzleistung zum Mitsingen – eine Mischung aus Kneipenkonzert, Jukebox und Showeinlage. Und bei Ziegenbruch’s Gastronomie herrschte Festivalstimmung: Lunatic Limerance brachte mit ihren Rock-Cover-Songs die Bühne (und das Publikum) zum Beben. Grillduft lag in der Luft, der Bierwagen lief heiß und die Laune? War kaum noch zu toppen.
Enger: Weniger Trubel, dafür Feuerwehr mit Feiermodus
Während Spenge musikalisch in die Vollen ging, setzte Enger auf Atmosphäre – und einen ganz besonderen Gastgeber: Der Löschzug Enger, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum feiert, verwandelte sein Gerätehaus in eine Partylocation mit allem, was dazugehört: Lichtershow, Cocktails, Fotobox, DJs (Julian & Lukas) und einer Tanzfläche, die bis weit nach Mitternacht gut gefüllt blieb.
Im WIDU Food ließ die Rockband Fall Out keinen Zweifel daran, wie ehrlicher, harter Sound klingt – geradeaus, laut und mit ordentlich Wumms. Nur ein paar Straßen weiter gaben die Flyin’ Turtles in der Jever Deel ihren Outlaw-Country zum Besten – stilecht mit Bluegrass-Attitüde und jeder Menge Southern Vibes.
Und wer das Tanzbein nicht schwingen, sondern lieber mitwippen wollte, war bei Boogielicious in der Degrassi Gourmet bestens aufgehoben: Blues, Gospel und Boogie Woogie – gespielt von drei Musikern, die klangen wie ein ganzes Orchester.
Eine Nacht, zwei Städte, acht Bühnen – ein Gefühl
Die Kneipennacht hat es wieder geschafft: Sie brachte zwei Städte zusammen, zeigte, wie gut Partys im Kleinstadtbereich angenommen werden – und dass man zum Feiern keine Großstadt braucht. Sondern nur gute Musik, einen fahrbaren Untersatz mit Dach und das Gefühl, dass an diesem Abend einfach alles ein bisschen näher zusammenrückt.






Von Jana Göb