Ulrike Müller schließt ihren Blumenladen in Enger 

Wer an der Ecke Meller Straße/Hühnerrottstraße vorbeigeht, kennt das Bild: ein kleines Häuschen, davor üppige Pflanzen, im Schaufenster frisch gebundene Sträuße. Seit über zwei Jahrzehnten ist „Der Blumenladen“ von Ulrike Müller hier ein fester Anlaufpunkt. Doch Ende Oktober wird es still – dann geht die 64-Jährige in Rente.

Ein Laden wie ein Wohnzimmer voller Blumen

Es ist kein Geschäft wie jedes andere. Wer die Tür öffnet, tritt ein in eine kleine Welt aus Farben und Düften. Rosen, Nelken, Ranunkeln – hier riecht und klingt es nach Festen, nach Abschieden, nach dem Leben in all seinen Facetten. Ein bisschen gemütlich, ein bisschen chaotisch-kreativ, immer persönlich. Durch ein Fenster mit Rahmen kann man Ulrike Müller in ihrer Werkstatt beobachten, wie sie konzentriert Sträuße bindet. Davor hängt ein Schild, das sie selbst wohl am besten beschreibt: „Weißt du nicht, wie man FRAU buchstabiert? C-H-E-F-I-N.“

Vom Geschenkartikel zum Blumenmeer

Floristin ist sie übrigens nie gewesen – zumindest nicht auf dem Papier. Ursprünglich hat Ulrike Müller eine kaufmännische Ausbildung gemacht. 1986 eröffnete sie ihren ersten Laden für Geschenkartikel wo früher eine Steinmetzwerkstatt war. Später zog sie mit dem Sortiment in die Steinstraße in die Innenstadt. 2002 kam „Der Blumenladen“ am heutigen Standort dazu – und das erwies sich als Volltreffer. Fünf Jahre führte sie beide Geschäfte parallel, bis sie sich 2007 ganz auf die Floristik konzentrierte.

Alltag zwischen Großmarkt und Hochzeitssträußen

Dass sie Quereinsteigerin ist, merkt man ihr nicht an. Jeden Tag hat sie zwischen 20 und 25 Sträuße gebunden, an Feiertagen waren es weit über hundert. Weihnachten, Muttertag, Ostern, Valentinstag – dann stapelten sich die Gebinde bis unter die Decke. Gemeinsam mit ihren beiden Mitarbeiterinnen stemmte sie diese Hochzeiten des Blumengeschäfts mit viel Energie und Kreativität.

Ein Abschied – und ein Neuanfang

Viele Engeranerinnen und Engeraner werden den Blumenladen vermissen. Denn egal ob für Hochzeiten, Jubiläen oder Beerdigungen – Ulrike Müller hat mit ihren Sträußen unzählige besondere Momente begleitet. „Es gibt für mich keine bessere Floristin“, schwärmt eine Kundin, „sie hat immer alles möglich gemacht.“

Doch jetzt heißt es loslassen. Ihr Mann ist schon im Ruhestand, und im Februar wird auch sie 65. Pläne? Keine konkreten. „Ich möchte erstmal durchatmen und in den Tag hineinleben.“ Vor dem endgültigen Abschied gibt es noch einen großen Lagerverkauf – die letzte Gelegenheit, ein Stück „Blumenladen“ mit nach Hause zu nehmen.

Dann wird das kleine Häuschen verkauft. Was bleibt, sind Erinnerungen – an unzählige Sträuße, an ein Geschäft voller Herzblut und an eine Frau, die Enger über zwei Jahrzehnte ein kleines bisschen bunter gemacht hat.

Von Jana Göb