Neue Gleise für das Kleinbahnmuseum

Gleisgeschichten am Bolldammbach
Alte Schwellen, neue Wege – der erste Teil des Gleisbaus ist geschafft

Wer in den letzten Tagen am Bolldammbach unterwegs war, hat es nicht übersehen (oder überhört): Der Bagger war da. Und zwar nicht irgendeiner, sondern mit Spezialauftrag – und im Gepäck: zwölf Meter lange Schwellen, tonnenschwere Ausrüstung und viel Vorfreude auf das, was da gerade entsteht. Denn: Der Gleisbau für das Kleinbahnmuseum Enger hat offiziell begonnen – und der erste Bauauftrag ist bereits fast fertig.

Ein lang gehegter Wunsch wird Realität

„Viele Jahre hatten wir vom Verein keine richtige Muse – und ehrlich gesagt auch nicht die Mittel – um das Thema Gleisbau wirklich anzupacken“, erzählt Gerd Althoff, Vorsitzender des Kleinbahnmuseum Enger e.V. „Aber als klar war, dass der Radweg im Rahmen des ISEK-Projekts ausgebaut wird, war auch klar: Jetzt oder nie.“

Warum der Zeitdruck? Ganz einfach: Die historischen Gleise müssen über den Radweg zurückgeschoben werden – mit schwerem Gerät. Wenn der neue Weg erstmal liegt, wäre das nicht mehr möglich, ohne ihn direkt wieder zu beschädigen. Also: Erst die Gleise, dann der Weg.

Spezialschwellen und Rammbock-Romantik

Mit Unterstützung von Fachleuten – unter anderem von der Bielefelder Verkehrsgesellschaft moBiel – wurde schnell klar: Das ist nichts für den Ehrenamtler im Feierabend mit Schaufel. Hier muss eine Gleisbaufirma ran. Gesagt, getan. Die Spezialfirma aus Koblenz rückte an – mit echtem Großgerät: Zwölf Meter lange Betonschwellen wurden angeliefert und millimetergenau verlegt. Für die Bauzeit wurde der Radweg vorübergehend gesperrt – und wer durchs Gebüsch lugte, konnte die neue Bahnlinie wachsen sehen.

„Es ist einfach toll, das jetzt mit eigenen Augen zu sehen“, sagt Vereinsmitglied Dr. Simone Evke de Groot, die bei der Baustelle quasi im Dauer-Einsatz ist. „Wir haben sogar einen alten Rammbock besorgt – als Spende von der Deutschen Bahn. Da steckt Geschichte drin.“

Zukunft: Rangierfahrten, Kinderaugen, Lokdiplome

Und was passiert, wenn alles fertig ist? Dann kann die alte Diesellok im Schritttempo bis zur Bahnhofstraße rollen – stilecht über ein sogenanntes Dreischienengleis. Zwei historische Waggons können künftig für Veranstaltungen herausgezogen werden. Und das Beste: Für Kinder wird’s richtig spannend.

„Beim Rangierlok-Diplom über mehr als zehn Meter zu fahren – das ist einfach ein Erlebnis“, sagt Gerd Althoff. „Da strahlen die Kinderaugen, und das ist für uns alle der größte Lohn. Es macht einfach Spaß.“

Die Mitglieder des Vereins übernehmen übrigens auch die Baustellenaufsicht – mit viel Herzblut und einer Prise Stolz.

Noch ein bisschen Geduld – dann dampft’s

Bis zur Fertigstellung dauert es nicht mehr lange. Die ersten Gleise liegen, die Technik ist bereit – jetzt heißt es: noch ein paar Handgriffe, dann kann getuckert, gebimmelt und begeistert gestaunt werden.

Von Jana Göb / Fotos: Kleinbanhmuseum e.V. Althoff / de Groot