Kuscheltierandacht: Heiligabend mit Plüschfaktor

(Foto: Jana Göb)

Warum es um 14 Uhr kuschelig in der Stiftskirche wird

Heiligabend. Eigentlich ein Tag voller To-do-Listen, letzter Geschenkpanik und der ewigen Frage: Wann packen wir endlich Geschenke aus? In Enger gibt es in diesem Jahr aber schon am frühen Nachmittag eine kleine Einladung zum Durchatmen – und zwar mit Kuscheltier unterm Arm.

Um 14 Uhr lädt Pfarrerin Annina Ligniez zur Kuscheltierandacht in die Stiftskirche Enger ein. Der Name ist Programm: Kuscheltiere sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Große, kleine, alte, neue. Der mit nur einem Auge genauso wie der frisch gewonnene Lieblingshund aus Stoff. Und falls es zu Hause Tränen gibt, weil man sich einfach nicht entscheiden kann – keine Sorge: Zwei gehen auch.

Die Idee dazu hat Annina Ligniez in den sozialen Medien entdeckt. Eine Kollegin aus Hamburg hatte dort eine ähnliche Andacht gepostet. „Ich hab das gesehen und sofort gedacht: Wie schön ist das bitte?“, erzählt sie. Kurz darauf war klar: Das passt auch nach Enger. Aus der Inspiration wurde ein eigenes Konzept – kurzweilig, herzlich und absolut familientauglich.

Denn genau darum geht es bei dieser Andacht: Ankommen dürfen. Ohne Sitzfleisch-Marathon, ohne stille-Nervenprobe für Eltern. Maximal 30 Minuten soll die Kuscheltierandacht dauern. Gesungen werden bekannte Weihnachtslieder, bei denen man nicht erst ins Gesangbuch flüstern muss. Dazu eine Geschichte, der man einfach zuhören darf – mit dem Kuscheltier ganz fest im Arm.

Ein besonderer Moment: Die Kuscheltiere dürfen mit nach vorne zur Krippe. Plötzlich sitzen da nicht nur Maria, Josef und das Kind, sondern auch Teddys, Hunde, Hasen und vermutlich das eine oder andere Fantasiewesen. „Alle Kuscheltiere sind eingeladen“, sagt Ligniez lachend. Und man merkt schnell: Das ist keine nette Idee fürs Protokoll, sondern eine echte Herzenssache.

Denn die Pfarrerin ist selbst bekennender Kuscheltier-Fan. Einige ihrer Stoffgefährten begleiten sie bis heute – an Heiligabend wird Teddybär Otto mit dabei sein. Auch ihre Tochter Fritzi liebt Kuscheltiere, am liebsten Hunde. Wer also an diesem Nachmittag denkt, er sei mit seiner Plüschliebe allein: ganz sicher nicht.

Gedacht ist die Kuscheltierandacht für alle – aber vor allem für Familien mit jüngeren Kindern. Für die, die sich fragen, ob ein klassischer Gottesdienst schon passt. Für die, die Kirche vielleicht ein bisschen groß, ein bisschen laut oder ein bisschen fremd finden. Hier darf man zappeln, flüstern, lachen – und sich festhalten, wenn alles neu ist.

Und wer danach noch mehr Weihnachtsgefühl braucht: Um 15 Uhr geht es direkt weiter mit der Weihnachtsmesse inklusive Krippenspiel und Kinderchor. Zwei Angebote hintereinander, beide familienfreundlich, beide ohne erhobenen Zeigefinger.

Unterm Strich ist die Kuscheltierandacht genau das, was man sich für Heiligabend manchmal wünscht: ein kurzer Moment der Ruhe, Wärme und Nähe. Ein bisschen flauschiges Weihnachten zum Anlehnen.