
Zwischen Kisten voller Wolldecken, Taschenlampen und Hygieneartikeln klappern Metallrohre und Brennkammern – die ersten Öfen werden verladen. Es ist Samstagvormittag am Bustedter Weg 25 in Enger, und man spürt: Hier wird wieder angepackt. Die Mission Siret ruft zur nächsten Sammelaktion auf, und wie schon in den vergangenen Jahren folgen Engeranerinnen und Engeraner dem Aufruf mit beeindruckender Selbstverständlichkeit.
Am 8. November 2025 herrscht auf dem Hof des Lagers reges Treiben. Kisten stapeln sich, helfende Hände reichen Kartons weiter, Fahrzeuge fahren vor und wieder ab. Punkt 11 Uhr wird für den nächsten Hilfstransport gesammelt – diesmal mit einem ganz besonderen Ziel: 1.000 Öfen für die Ukraine.
Wärme, die Leben rettet
„Diese Öfen sind dort überlebenswichtig“, erklärt Joachim Ebmeyer von der Mission Siret, während ein Gabelstapler surrend die nächsten 250 Öfen auf den LKW hebt. „Wenn im Winter die Stromversorgung zusammenbricht, sind sie oft die einzige Möglichkeit, zu heizen oder Essen zuzubereiten.“ Schon im letzten Jahr hatten die Helfer aus Enger gemeinsam mit der Partnerorganisation HelpChain Hunderte dieser kleinen, robusten Metallöfen in die Ukraine gebracht – und von dort erschütternde, aber auch dankbare Rückmeldungen erhalten.
Hilfe aus Enger – Woche für Woche
Was in einem unscheinbaren Lager im Industriegebiet Bustedt passiert, ist mittlerweile ein logistisches Meisterstück. Alleine in den nächsten Wochen starten mehrere LKWs mit Hilfsgütern Richtung Osten. Über 500 Tonnen Spenden haben allein die Ehrenamtlichen von Mission Siret in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht – von Decken, Lebensmitteln und Hygieneartikeln bis hin zu medizinischer Ausrüstung und Stromgeneratoren.
Im Sommer 2024 ging ein Transport direkt an das Kinderkrankenhaus Ochmatdyt in Kiew, das wenige Wochen zuvor Ziel eines russischen Raketenangriffs geworden war. Auf der Ladefläche: Windeln, Desinfektionsmittel, OP-Bedarf – und ein 90-PS-Dieselgenerator, gespendet von der Jugendhilfe Schweicheln. „Das Gerät kann im Notfall Leben retten“, so Ebmeyer damals.

Jeder Beitrag zählt
Es werden nicht nur Büroeinrichtung, Krankenbetten und Rollstühle verladen, denn auch in diesem Jahr sind wieder viele Engeraner mit Sachspenden für den Winter dabei. Firmen aus der Region stellen Überproduktionen bereit, Privatleute bringen alte Verbandskästen, Kerzen oder Konservendosen. „Es sind oft die kleinen Dinge, die dort am meisten bewirken“, sagt Ebmeyer. Auch eine Weihnachtsgeschenke-Aktion wird überbracht, denn in Bielefeld wurden zahlreiche Geschenke verpackt und mit Alter und Geschlecht beschriftet.
Neben Sachspenden bittet die Mission Siret diesmal auch gezielt um Geldspenden für die Ofenaktion. Denn jedes Gerät kostet in der Herstellung und beim Transport – und die Nachfrage in der Ukraine ist riesig.
Ein Zeichen der Solidarität
Während die Helfer am Samstag die letzten Kartons verladen, knattern die Dieselaggregate der LKWs auf dem Hof. Noch ein kurzer Blick in den Laderaum, dann schließt sich die Tür. 250 Öfen machen sich auf den Weg Richtung Ukraine. Drei Tage Fahrt liegen vor ihnen.
„Die Menschen dort bauen sich kleine Öfen aus Dosen und Einwegmasken“, erzählt Ebmeyer. „Dass aus einem kleinen Ort wie Enger echte Hilfe kommt, gibt ihnen nicht nur Wärme, sondern auch das Gefühl, nicht vergessen zu sein.“
