
Es tut sich was hinter der historischen Fassade an der Wertherstraße: Das Gerbereimuseum Enger wächst – und mit ihm der Bedarf an finanzieller Unterstützung. Der Stadtrat hat nun grünes Licht für eine deutliche Erhöhung des Zuschusses gegeben. Wo früher Tierhäute gegerbt wurden, wird heute Geschichte lebendig gemacht. Das Gerbereimuseum Enger, getragen vom gleichnamigen Verein, befindet sich inmitten eines Umbruchs: Durch umfassende Umbau- und Erweiterungsarbeiten ist die Ausstellungsfläche auf das Doppelte gewachsen. Mit dem neuen Raumangebot sollen nicht nur Exponate besser präsentiert, sondern auch neue Formate, Führungen und Veranstaltungen möglich werden.
Doch wo mehr Fläche ist, da sind auch mehr Nebenkosten. Strom, Gas, Wasser – alles wird teurer, und das nicht erst seit gestern. Vereinsvorsitzender Karsten Glied ließ in der Ratssitzung keinen Zweifel daran, dass mit dem bisherigen Zuschuss von 5.000 Euro jährlich kein wirtschaftlich tragfähiger Museumsbetrieb mehr möglich sei.
Die neue Kalkulation: rund 26.000 Euro Betriebskosten pro Jahr. Der Verein zeigte sich dabei realistisch. Für das Jahr 2025, in dem das Museum erst zur Jahresmitte wieder öffnet, beantragte man eine einmalige Erhöhung des städtischen Zuschusses auf 7.500 Euro. Ab 2026 sollen es dann 10.000 Euro jährlich sein. Ein Betrag, der laut Glied notwendig sei.
Zusätzlich beantragte der Verein die Übernahme der Reinigungskosten. Nach kurzer Diskussion fand der Rat einen Kompromiss: Die Stadt übernimmt stimmt der Erhöhung des Zuschusses zu – die Kosten für Reinigungsleistungen in Höhe von bis zu 6.000 Euro übernimmt sie allerdings befristet auf zwei Jahre.
SPD-Ratsmitglied Sven Schloemann lobte das Engagement des Vereins, sprach sich jedoch für eine Befristung der Zuschusserhöhung aus, um die Entwicklung des Museums weiter im Blick zu behalten. CDU und FDP unterstützten diesen Vorschlag.
Grünen-Ratsfrau Gesine Brandtmann plädierte dagegen für eine unbefristete Lösung: „Wir reden hier nicht über Millionen, sondern über ein Projekt, das mit Herzblut betrieben wird. Das sollten wir nicht kleinrechnen.“ Am Ende stimmte der Rat einstimmig zu – und mit ihm ein Stück kulturelle Zukunft für Enger. Das Gerbereimuseum steht damit nicht nur räumlich, sondern auch finanziell auf breiteren Füßen. Der Neustart kann kommen.
Von Jana Göb