Jugendamt erklärt die Lage in Enger – und was das für Kitas bedeutet

Rückläufige Anmeldungen und freie Plätze


Nach der angekündigten Schließung der Kita Spielkiste in Pödinghausen richtet sich der Blick nun auf das Jugendamt des Kreises Herford. Gibt es tatsächlich zu viele freie Plätze? Sind die Anmeldezahlen in Enger dauerhaft rückläufig – und warum? Das Kreisjugendamt hat auf Anfrage des Kleinstadtmagazins Stellung bezogen.

Versorgung gesichert – aber einzelne Plätze bleiben frei

Auch wenn sich bundesweit die Sorge verbreitet, dass Betreuungsplätze knapp werden, zeigt sich in Enger aktuell ein anderes Bild. Laut Kreisjugendamt stehen im laufenden Kita-Jahr ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung. Alle angemeldeten Kinder konnten versorgt werden, und selbst kurzfristige Nachmeldungen stellen die Einrichtungen nicht vor Probleme.

Konkrete Zahlen, wie viele Plätze unbesetzt bleiben, nennt der Kreis nicht – aus gutem Grund. Erfahrungsgemäß verändert sich die Belegung durch Nachrückverfahren oder Umzüge bis weit ins laufende Kita-Jahr hinein. Klar ist jedoch: Einige Plätze – darunter auch in der Kita Spielkiste – bleiben voraussichtlich frei.

Ja, die Anmeldezahlen gehen zurück

Der Kreis bestätigt: In Enger gibt es seit einiger Zeit einen stetigen Rückgang der Anmeldungen – sowohl in den Kitas als auch bei Tagespflegepersonen. Ein Trend, der sich in vielen Kommunen beobachten lässt. Eine eindeutige Ursache? Fehlanzeige. Vielmehr komme ein „Vieles-ein-bisschen“-Effekt zum Tragen.

Das Jugendamt spricht von einem Zusammenspiel gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und individueller Faktoren, die gemeinsam dazu führen, dass Eltern den Bedarf an Betreuung häufiger verschieben, verändern oder ganz anders gestalten als noch vor einigen Jahren.

Auffällig ist, dass viele Familien den Kita-Einstieg ihrer Kinder nach hinten verlegen und erst später – oft erst mit dem Wechsel in den Ü3-Bereich – eine Betreuung in Anspruch nehmen. Hinzu kommen demografische Entwicklungen, die sich nun auch in Enger bemerkbar machen. Gleichzeitig ermöglichen immer mehr Arbeitgeber flexible Arbeitsmodelle, Homeoffice-Lösungen oder längere Elternzeiten, sodass die Betreuung zuhause für viele Eltern leichter realisierbar ist. Für manche Familien spielt auch die wirtschaftliche Abwägung eine Rolle: Eine Erwerbstätigkeit in Teilzeit lohnt sich nach Abzug aller Betreuungskosten nicht immer. Zudem beeinflussen kulturelle Unterschiede sowie veränderte Lebens- und Arbeitsmodelle das Betreuungsverhalten vieler Eltern.

Für die Kitas in Enger bedeutet diese Entwicklung eine zunehmend komplexe Planung. Einrichtungen, insbesondere kleine und eingruppige Standorte, spüren freie Plätze schnell in ihrer wirtschaftlichen Struktur. Da Personal in solchen Häusern kaum reduziert werden kann, ohne die pädagogische Qualität zu beeinträchtigen, geraten sie schneller an ihre Grenzen, wenn Platzbelegungen schwanken. Das Jugendamt betont jedoch, dass die Versorgung in Enger insgesamt gesichert bleibt und die Kitalandschaft im Stadtgebiet weiterhin stabil sei.

Während die Spielkiste nun bis 2026 ausläuft, bleibt die zentrale Frage bestehen:
Wie entwickelt sich der Bedarf in Enger in Zeiten flexibler Arbeitsmodelle und veränderter Familienstrukturen?

Der Kreis Herford beobachtet die Situation eigenen Angaben zufolge „laufend und in enger Abstimmung mit der Stadt Enger“. Klar ist aber bereits jetzt: Die Spielkiste ist nicht die Ursache – sondern ein Symptom einer größeren, gesellschaftlichen Entwicklung.