Eltern geschockt: Kita Spielkiste schließt 2026

Die Kita Spiekiste entstand vor 51 Jahren aus einer Elterninitiative – jetzt schließt sie ab Sommer ihre Türen. (Foto: Jana Göb)

Die Kita Spielkiste wird zum 31. Juli 2026 schließen. Das bestätigte die Evangelische Jugendhilfe Schweicheln in einem Schreiben, das am Dienstag an die Familien ging und der Redaktion vorliegt. Die Entscheidung sorgt in Pödinghausen für eine große Überraschung – nicht nur bei Eltern, sondern auch bei der Stadt Enger.

Rückgang der Kinderzahlen als Hauptgrund

Der Träger begründet den Schritt mit einer deutlich gesunkenen Nachfrage nach Betreuungsplätzen. Für das kommende Kindergartenjahr stünden in der Spielkiste sieben Plätze leer – eine Entwicklung, die sich laut Jugendhilfe im gesamten Stadtgebiet zeige. Zudem sei 2027 mit einer weiteren Verschärfung zu rechnen.

Eine wirtschaftliche Weiterführung der eingruppigen Einrichtung sei unter diesen Bedingungen „nicht möglich“, heißt es im Schreiben. Personal einsparen könne man nicht, ohne die Betreuungsqualität zu gefährden.

Stadt Enger: „Die Nachricht hat uns überrascht“

Die Mitteilung traf auch die Stadtverwaltung unvorbereitet.
Jens Stellbrink, Fachbereichsleiter Jugend und Bildung, erklärt: „Wir sind derzeit in Gesprächen. Die Nachricht des Trägers hat uns sehr überrascht. Die fachliche Hoheit liegt jedoch beim Kreis Herford.“ Die Stadt habe bisher nicht mit einer Schließung gerechnet – insbesondere nicht in einem Ortsteil, in dem gerade ein neues Wohngebiet entsteht.

Neubaugebiet bringt neue Familien – und offenen Diskussionsbedarf

Am Vorsteherweg in Pödinghausen entwickelt die Stadt Enger aktuell ein 3,4 Hektar großes Baugebiet mit bis zu 70 neuen Wohneinheiten. Mehr Familien, mehr Kinder – und damit eigentlich auch mehr Bedarf an Betreuungsangeboten. Vor diesem Hintergrund stellt sich für viele Eltern die Frage, warum nun ausgerechnet eine Kita im Ortsteil wegfallen soll.

Eltern fühlen sich übergangen

Unter den betroffenen Familien ist die Enttäuschung groß. Eine Mutter, deren Kind die Einrichtung besucht, formuliert es deutlich: „Ich bin wütend und frustriert. Als der Träger die Kita übernommen hat, wurde uns viel versprochen. Und jetzt soll unsere ehemalige Elterninitiative einfach geschlossen werden.“ Die Spielkiste war über Jahrzehnte eine feste Größe in Pödinghausen – erst als Elterninitiative, seit 2023 unter der Trägerschaft der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln.

Die Kita „Spielkiste“ besteht schon seit 51 Jahren. Noch vor knapp zwei Jahren war die Einrichtung an der Jöllenbecker Straße 100 erst von der Stadt und der Elterninitiative an die Jugendhilfe Schweicheln übergeben worden. Damals wurde der Übergang als „Stabilisierung und Zukunftssicherung“ kommuniziert. Diese Zukunft fällt nun deutlich kürzer aus als gedacht.

Träger kündigt Stellungnahme an

Die Jugendhilfe gab auf Nachfrage des Kleinstadtmagazins eine ausführliche Stellungnahme: „Wir haben diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen. Angesichts der deutlich sinkenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen und der zunehmenden wirtschaftlichen Belastung sehen wir leider keine andere Möglichkeit, den Betrieb der Einrichtung dauerhaft aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig liegt uns das Wohlergehen der Kinder sowie die berufliche Perspektive unseres Teams sehr am Herzen. Gemeinsam mit allen Beteiligten möchten wir den Übergang in den kommenden Monaten so gut wie möglich gestalten“, erläutert Bertram Schwade, Bereichsleiter der Ev. Jugendhilfe Schweicheln. Im Elternbrief wird betont, dass für alle Kinder „geeignete Betreuungsplätze in Enger“ bereitgestellt werden sollen. Auch das Personal werde innerhalb des Trägers weiterbeschäftigt.

Wie geht es in Pödinghausen weiter?

Die kommenden Wochen dürften wegweisend sein. Stadt und Kreis müssen prüfen, wie die Betreuung im Ortsteil künftig gesichert werden kann – besonders im Hinblick auf das wachsende Neubaugebiet. Wie die Kinder genau zugeteilt werden ist noch unklar.

Für viele Pödinghauser Familien bleibt die Schließung der Spielkiste vor allem das unerwartete Ende einer langen Betreuungstradition, viel Kindheitserinnerungen und Sichherheit für Familien.

Von Jana Göb