Die Werkarbeit-Gemeinschaft Enger räumt ab

Die Vorstandsmitglieder der Werkarbeit-Gemeinschaft nehmen in Begleitung von Bürgermeister Thomas Meyer (2. von links) und Kulturausschuss-Vorsitzenden Philip Kleineberg (links) den Hauptpreis von Westfalen Weser Energie GmbH-Geschäftsführer Jürgen Noch (rechts) entgegen. (Foto: Widukindstadt Enger)

Ein bisschen Holzgeruch, Farbe an den Fingern und die Freude, etwas Eigenes geschaffen zu haben – so kennen viele Engeraner die Werkarbeit-Gemeinschaft. Nun gibt es für all das, was seit 80 Jahren in der offenen Werkstatt entsteht, eine große Anerkennung: Der Verein hat den Kulturpreis von Westfalen Weser Energie gewonnen.

Am 28. August war die Bühne groß: Im Stadttheater Minden standen 47 Projekte im Rampenlicht. Doch als die Jury die Hauptpreisträger kürte, war klar – Enger geht nicht mit leeren Händen nach Hause. Zehntausend Euro Preisgeld und jede Menge Applaus für eine Idee, die seit 1945 trägt: Menschen jeden Alters kreativ zusammenzubringen.

Von der Not zur Tugend

Die Wurzeln des Vereins liegen in der Nachkriegszeit. Basteln mit Naturmaterialien war damals weniger Freizeitspaß, sondern eher ein Stück Überlebenstraining. Doch schon damals bedeutete die Gemeinschaft mehr als nur Arbeit mit Holz, Ton und Papier: Sie war ein Ort, an dem Kinder wie Erwachsene Hoffnung und Miteinander fanden.

Diese DNA ist bis heute spürbar. Ob Töpfern, Malen, Weben oder Siebdruck – die Liste der Möglichkeiten ist so bunt wie die Schubladen voller Materialien in der Werkstatt. Nachhaltigkeit, Upcycling und das gute alte „Do it yourself“ sind hier nicht Trend, sondern seit Jahrzehnten Alltag.

Erinnerungen, die bleiben

„Wenn man durch Enger geht und nachfragt, werden einem viele erzählen, dass sie schon in ihrer Kindheit in der Werkarbeit-Gemeinschaft gebastelt haben“, sagt Philip Kleineberg, Vorsitzender des Kulturausschusses. Und tatsächlich – fast jede Familie kennt jemanden, der dort den ersten Korb geflochten, eine Kerze gezogen oder eine Tonfigur geformt hat.

Es sind genau diese kleinen Erinnerungen, die den Verein so groß machen: die Momente, in denen Kinderaugen leuchten, weil ein Werkstück gelungen ist – und Erwachsene staunen, was aus ihren Händen entstehen kann.

Große Bühne, leise Worte

Als die Vereinsvorsitzende Erdmuthe Fleer den Preis entgegennahm, klang viel Ehrlichkeit mit: „Wir sind freudig überrascht über die Nominierung, und dass wir so weit nach oben gekommen sind, ist für uns heute Abend sehr aufregend.“

Mit im Saal: Bürgermeister Thomas Meyer, der die Werkarbeit-Gemeinschaft nicht nur offiziell, sondern auch ganz persönlich unterstützte. Die Werkarbeit-Gemeinschaft ist mehr als ein Verein. Sie ist ein Stück Enger – traditionsbewusst, kreativ, gemeinschaftlich. Jetzt auch preisgekrönt. Und wer einmal dort war, weiß: Der wahre Wert misst sich nicht nur in 10.000 Euro Gewinn, sondern in all den Erinnerungen, die hier seit 80 Jahren wachsen.