20 Jahre Tour de Flur: Eine Landpartie auf zwei Rädern

Von Hof zu Hof – und von Herz zu Herz: Am 1. Juni geht’s wieder los mit der beliebten Erlebnisradtour durch Enger und Spenge. In diesem Jahr feiert die Tour de Flur ihr 20-jähriges Jubiläum – und lädt ein zu Natur, Landwirtschaft und einem Tag voller Einblicke, Begegnungen und Leckereien.

Wenn am 1. Juni um Punkt 11 Uhr auf dem Hof von Achim Dingerdissen in Spenge die ersten Fahrradgruppen starten, dann rollt mehr als nur eine Jubiläumstour los – es rollt ein Herzensprojekt, das seit 20 Jahren Menschen aufs Rad bringt und Landwirtschaft erlebbar macht. Die Tour de Flur ist nicht einfach nur eine Radtour. Sie ist Begegnungsort, Klassenzimmer unter freiem Himmel und kulinarisches Fest – und in diesem Jahr ein Grund zum Feiern.

Von Bienenglück bis Trampeltrecker

Die rund 20 Kilometer lange Rundstrecke führt von Hof zu Hof durch die grüne Landschaft zwischen Enger und Spenge. Unterwegs können Besucherinnen und Besucher an sechs Stationen Halt machen – darunter traditionsreiche Familienbetriebe wie die Höfe Potthoff, Sabbert oder Möller, aber auch das beliebte Hühnerhaus im Katzenholz und das Landtechnikunternehmen Evering.

Was dort geboten wird? Alles, was das landwirtschaftliche Herz höherschlagen lässt – und das neugierige sowieso. Auf dem Hof Dingerdissen etwa dreht sich alles um Landwirtschaft und Naturschutz – inklusive Imkerei und Getränkestand. Auf dem Hof Möller locken Blumen, Kräuter und ein großes Quiz für die ganze Familie. Und bei Evering werden die Großen von Landmaschinen beeindruckt, während die Kleinen den Trampeltreckerparcours erobern. Dazu gibt’s Crêpes, Gegrilltes und kalte Getränke.

Ob selbstgebackenes Brot, frischer Apfelsaft, Milchprodukte oder Hofeis – auch kulinarisch zeigt die Tour de Flur, was die Region zu bieten hat. Und wer beim Probieren, Staunen und Radeln noch eine Frage zur Landwirtschaft hat, der bekommt sie gleich von den besten Experten beantwortet: den Landwirtinnen und Landwirten selbst. Denn genau das ist die Idee hinter der Tour de Flur: miteinander reden, voneinander lernen und einander besser verstehen.

„Es gibt nicht die eine Landwirtschaft“, sagt Heiner Dingerdissen, der die Tour de Flur 2005 ins Leben gerufen hat. Der Bielefelder Landwirt wollte ein Format schaffen, das nahbar, offen und informativ ist – und bei dem die Vielfalt der heimischen Landwirtschaft erfahrbar wird. Seine Vision: eine geführte Radtour über etwa 20 Kilometer, auf der Landwirte selbst zu Guides werden. Beim ersten Mal kamen über 600 Menschen – der Rest ist Geschichte. Seitdem hat die Tour alle zwei Jahre stattgefunden – mal in Bielefeld, mal im Kreis Herford, immer mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Engagement. Nur 2021 musste sie coronabedingt pausieren. Ansonsten wurde von Quelle bis Rödinghausen, von Brackwede bis Bünde geradelt, gefragt, probiert und gelacht.

„Die Tour de Flur zeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Stadt und Land ist“, sagt Jochen Höner vom Landwirtschaftlichen Kreisverband Herford-Bielefeld. „Denn Landwirtschaft ist mehr als nur Lebensmittelproduktion. Sie pflegt unsere Kulturlandschaft, schützt Artenvielfalt und ist Rückgrat des ländlichen Raums.“ Dass das funktioniert – und sogar Spaß macht – beweist die Jubiläumstour am 1. Juni.

Start ist zwischen 11 und 12 Uhr auf dem Hof Dingerdissen (Sandweg 2, Spenge). Gefahren wird in Gruppen mit Guide. Wer kann, reist am besten direkt mit dem Rad an. Für Autofahrer gibt es Parkplätze am Bürgerfreibad Lenzinghausen. Ein Tag auf dem Rad, der in Erinnerung bleibt. Einblicke in eine Welt, die oft im Verborgenen liegt. Und eine Tour, die beweist: Die Landwirtschaft hat viel zu erzählen. Man muss ihr nur zuhören – oder eben mitradeln.